Was läuft schräg beim Wasser in Augsburg?    Transparenz seit 2009 - buerokraten.alchima.de


Wasserschutzgebiet - Stadt Augsburg eiert jahrelang herum bei Abwasserentsorgung

Technisch machbar - Toilettenanlage der Kleingärtner (roter Punkt) auf dem Grundstück der Stadt, beim Wohnhaus (gelber Punkt) an den fertigen Kanal anschließen. Einfacher geht’s nicht. 

Das Tiefbauamt/Abwasser schlug dies 2004 vor, konkretisierte es jedoch nicht. Die Stadt Augsburg hätte den privaten Kanal in ihr Kanalnetz übernehmen können und alles mit anschließen was sie will. Doch sie wollte offenbar diese Kleingartenklos im Wasserschutzgebiet nicht an die Kanalisation anschließen. 

Der private Kanal für das Wohnhaus war fertiggestellt. Über Stadtrat Reiner Erben unterbreitete der Kanaleigentümer nochmals diese Anschlußmöglichkeit, aber Grünamtsleiterin Dobner antwortete nie.

Im November 2008 beantragte der Stadtverband Haunstetten der Kleingärtner e.V. ohne vorherige Absprache mit dem Eigentümer des privaten Kanals, auf der Bürgerversammlung in der TSV-Halle Haunstetten bei OB Gribl einen Anschluß seiner Toilettenanlagen an den privaten Kanal des Wohnhauses.
Zum allgemeinen Erstaunen sagte OB Gribl vor 250 Besuchern: “Bedenken Sie, ob sie das wirklich wollen, da kommen Kosten auf Sie zu.” Der Antrag wurde so umformuliert, dass dieses Vorhaben von der Verwaltung erst mal zu prüfen sei. Versprechen wollte OB Gribl hierzu nichts.  

Trotz Trinkwasserschutzgebiet war die Kanalisation für diese Kleingartenanlagen politisch nicht gewollt!

So kalkulierte 2009 die Verwaltung in einer Beschlußvorlage (09/00545) für diese Kleingartenanlagen (Luftbild):
Brunnenbach, Brunnenbachwiesen und Lochbachgärten Süd

horrende 630 000 Euro für 1005 m Abwasserleitung

Gut ein Jahr zuvor schloß die Stadt jedoch die drei städtischen Alpenblick-Kleingartenanlagen viel günstiger an, mit

160 000 Euro für 750 m Abwasserleitung .

Warum sollte die gleiche Kanalisation beim Haunstetter Kleingartenverein das Dreifache kosten? 

 

Auf meine Anregung hin thematisierte die Augsburger Allgemeine diese Diskrepanz im Artikel von Ines Lehmann - Bürger schauen der Stadt auf die Finger* - vom 25.2.2010. Der damalige CSU-Umweltreferent Rainer Schaal war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. - Warum wurde so hoch gepokert? Wollten die Stadt ihren Abwasserkanal fürs Wasserschutzgebiet auf den St.Nimmerleinstag verschieben?  

Schließlich rechtfertigte sich Umweltreferent Schaal in der Zeitung, im Artikel von Ines Lehmann - Beschlüsse liefern lediglich Richtwerte* - vom 4.3.2010, zu dem dann mein nebenstehender Leserbrief erschien.  

Tatsächlich zögerte die Stadt Augsburg durch zu hoch kalkulierte Kosten den beschlossenen Kanalanschluß immer weiter hinaus.

2011 wurde der Grünland-Beschluß von 1993 öffentlich bekannt gemacht. Da ging vielen Gartenbesitzern ein Licht auf und sie wurden sensibilisiert für die Gefahr einer Beseitigung ihrer Gärten. Die Stadt Augsburg aber eierte beim Kanalanschluß weiter herum.

Bis heute (2019) fehlt bei so manchen Anwesen der Stadt im Trinkwasserschutzgebiet noch immer der Kanalanschluß. 
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*die im Text genannten Zeitungs und Online-Artikel liegen vor

Schutzzone W III a1, östlich der Martinistraße Augsburg - Haunstetten. Der Augsburger Stadtrat beschloß 1993 als Zielsetzung die „Umwidmung in Grünflächen”, was die Beseitigung der Kleingärten zur Folge hätte.

Im Trinkwasserschutzgebiet müssen Gebäude lt. Verordnung an die Kanalisation angeschlossen sein, anderenfalls können sie “für den Wasserschutz” beseitigt werden. Sammelgruben gelten nicht als geordnete Abwasserentsorgung. Auch Bio-Kleinkläranlagen sind verboten. Ebenso die Versickerung oder Einleitung des gereinigten Restwassers in den Bach. Dies bestätigte auf Anfrage das Bayerische Umweltministerium.                                                     

Leserbrief erschienen 11.3.2010 zum Artikel Beschlüsse liefern lediglich Richtwerte - Augsburger Allgemeine

Beschlüsse als Luftnummern?

Was gelten Beschlüsse des Augsburger Stadtrates und weshalb sollten darin genannte Berechnungen realistisch sein? Umweltreferent Schaal nimmt es offenbar nicht so genau, denn er legt überhöhte Zahlen zur Abstimmung vor und räumt ein, dass er kein Ingenieurbüro beauftragen wollte „das einen genauen Kostenvoranschlag erstellt“. Doch er bräuchte keinen Ingenieur.
Der Erfahrungswert für den Kanalanschluß der Kleingartenanlage Alpenblick beträgt 220 Euro Kosten pro Meter. Stattdessen werden in der Beschlußvorlage Kosten von 500 Euro für Alpenblick genannt. Für die vergleichbaren Anlagen am Brunnenbach wird ein Phantasiepreis von mehr als 600 Euro veranschlagt. Soll der Beschluß eine reine Luftnummer sein?
Wenn die Stadt ohnehin kein Geld für Abwasserkanäle im Wasserschutzgebiet ausgeben will, dann erübrigt sich das beschlossene Programm. Doch der Beschluss mit seinen „Richtwerten“ ist nun mal da! So wird es der Verwaltung ermöglicht - mit Zustimmung des Stadtrates - Aufträge zu überhöhten Preisen zu erteilen. 

 


2012 -  Lampenrohr statt Abwasserkanalisation

Im November 2012 verlegte die Stadt Augsburg 400 m Leerrohr für eine Beleuchtung am Kleingartenweg. Dort ist auch der Kleingartenkanal geplant. Warum hat man das Kanalrohr nicht gleich mitverlegt?


Kommt die Kanalisation? 

Ewige Planung der Stadt Augsburg - Kanalanschluß für die Kleingärten im Trinkwasserschutzgebiet kommt jedes Jahr in der Zeitung

Nach der Bürgerversammlung 2008 veranschlagte die Verwaltung für CSU-Umweltreferent Rainer Schaal horrende 630 000 Euro für einen Kanalanschluß dieser Kleingartentoiletten und diese Planung wurde 2009 vom Stadtrat auch beschlossen.
2012 gab es wieder einen Beschluß, diesmal sollte das gleiche nur noch 200 000 Euro kosten.
Es folgten weitere Beschlüsse und Zeitungsartikel, die den Kanal immer wieder ankündigten.
Aber er wurde nicht gebaut.

Für ein Lampenrohr war 2012 Geld da!

Statt des geplanten Kanals, verlegte die Stadt Augsburg im Grünstreifen neben dem Kleingartenweg 2012 im November 400 m Leerrohr für eine Beleuchtung (geschätzte Kosten mind 60 000 Euro).
Die Haunstetter Kleingärtner freuten sich auf dem damaligen haunstetten.info-Onlineportal mit Fotos und einem Artikel*, dass am Kleingartenweg ein Licht aufgeht. Doch sollte dort nicht der Kanal hinein? Warum hat man das Kanalrohr bei der Gelegenheit nicht gleich mitverlegt?

Weitere Ankündigungen des Kanals

Im Mai 2013 kündigte Umweltreferent Schaal (CSU) den Kanalanschluß-Beginn für Herbst 2013 an. Allerdings wurden die Kosten nochmals neu geplant und auf 258 000 Euro aufgestockt. Im Frühjahr 2014 sollte er dann fertig sein.

Daraus wurde nichts - Ende April 2014 gab es keinen Kanal und keine Lampe.

Ob die Stadt das Lampenrohr schon vergessen hat?  -  Umweltreferent Schaal kündigte nun den Kanal für Herbst 2014 an und im übrigen wurde er am 2. Mai 2014 von Reiner Erben (GRÜNE) als Umweltreferent abgelöst. Im Herbst 2014 wurde die Kanalisation wieder nicht realisiert, aber in der Zeitung wurde sie für 2015 schon mal angekündigt ... 

Auch 2015 wurde der Kanalanschluß nicht hergestellt.

Der Grüne Umweltreferent Erben und Stadträte kündigten im Dezember 2015 in der Presse die Herstellung der Kanalisation für Frühjahr 2016 an ...

Wir sind gespannt.

Und siehe da - er kam 2016 tatsächlich.

Dabei wurden 60 000 Euro geschreddert!!!

Oben: das Lampenrohr das 2012 verlegt wurde, war 2016 beim Kanalbau im Weg und wurde geschreddert. Dabei fehlen dem Tiefbauamt jedes Jahr Millionen, um Augsburgs Straßen anständig instand zu halten!
Aber hier am Kleingartenweg in Augsburg-Haunstetten machte es wusch, und rund 60 000 Euro waren für die Katz’.

Noch steht keine einzige Lampe, obwohl nach der Zerstörung ein neues Lampenrohr eingezogen wurde.
Wahrscheinlich ist jetzt erst mal das Geld aus. 

Aber bei der Stadt Augsburg haben wir tolle Sparfüchse!

Das Lampenrohr doppelt zu verlegen war lt. Tiefbauamt angeblich billiger, als eine andere Trasse für den Kanal zu wählen. Sowas glaubt man ja als Laie gar nicht, wo die Einsparpotentiale wirklich liegen.  

Im Jahr 2019 kam keine Lampe an den Weg, aber Pipi rauscht hier (hoffentlich) brav durchs Kanalrohr .... aaaber

die Stadt Augsburg hat im Trinkwasserschutzgebiet (sogar in der engeren Schutzzone) noch nicht einmal all ihre eigenen Anwesen/Häuser an die Kanalisation angeschlossen. So krätzig sich die Bürokraten den Bürgern gegenüber benehmen, unterhält sie selbst auch 2020 (!) noch immer alte Abwassergruben. - Zweierlei Maß, so geht das!

 

 

*die im Text genannten Zeitungs und Online-Artikel liegen vor


© Texte, Bilder - Karin Brandl, Alchima           Datenschutz